Zum Inhalt springen

Weitere Information zu der Kirche St. Bonifatius

Datum:
24. Apr. 2025

St. Bonifatius

 


„Diese Kirche ist ein Kind ihrer Zeit“ – diese Aussage hört man schon mal, wenn man  z. B. am Tag des offenen Denkmals an einer Führung in der Kirche teilnimmt. Grundsätzlich sollte sich DIE Kirche immer etwas Kindliches bewahren, immer offen sein für Neues und neugierig auf das, was noch alles auf einen zukommt. Die Aussage bezieht sich aber vielmehr auf den Kirchenbau an sich. Und die Zeit von St. Bonifatius als Gebäude ist die Zeit von 1912 bis 1914, also die Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg.

St. Bonifatius fügt sich in der Gneisenaustraße in die Häuserflucht ein. Sie versteckt damit ihre Größe zur Hauptsache in einem Hinterhof, der von allen Seiten mit Bebauung uneinsehbar umschlossen ist. Es bedarf ein wenig der Phantasie und der Kenntnis des Kölner Stadtplans, um die Ausrichtung der Kirche einzuordnen. Wenn man von der Schwerinstraße aus auf die Kirche blickt und gewissermaßen durch sie hindurch blicken würde, so spannt sich eine Linie über die St. Agnes-Kirche zum Dom in die Kölner City. Tritt man aus der Kirche und könnte den Blick in die Ferne schweifen lassen, dann haben wir eine Parallele zur Niehler Straße, die ihren Fluchtpunkt in der kleinen romanischen Kirche Alt-St. Katharina in Köln-Niehl am Rheinufer findet. Damit liegt St. Bonifatius annähernd in der Mitte des Weges zwischen der Hohen Domkirche und dem „Niehler Dömchen“. 

Mit der ansteigenden Bevölkerungszahl in Nippes vom 19. in das 20. Jahrhundert wuchs auch der Bedarf an der Versorgung mit Gotteshäusern. Dabei geht die Entwicklung von Alt-St. Katharina als Pfarrkirche für die Nippeser (Stichwort Niehler Kirchweg), über Heinrich und Kunigunde und St. Marien. Die Wege zur Kirche wurden für die Nippeser immer kürzer. Denn neben St. Bonifatius wurde auf der anderen  Seite des Stadtbezirks St. Joseph gebaut. Beide Kirchen dürfen am gleichen Tag, dem 19.03.1914, ihre Kirchweihe feiern.

Wenn man die Kirche aufmerksam von außen betrachtet, kann man vieles von dem, was man an Verzierungen und Ornamenten an der Fassade entdeckt, auch im Innern der Kirche in der Ausschmückung oder an den Seitenlaibungen der Kirchenbänke wiederfinden.

Über mehrere Stufen steigt man zunächst in eine äußere Vorhalle und dann durch große Doppelflügeltüren in die innere Vorhalle der Kirche. Im Innern eröffnet sich eine dreischiffige Basilika, die den romanischen Stil aufgreift. Wir schauen durch das Mittelschiff über den Altar zur großen Apsis (halbkreisförmiger Abschluss). Diese wird nochmal deutlich durch Stufen und einen großen Stützbogen hervorgehoben. Rechts und links begleiten je ein Seitenschiff, die beide in eine kleine Apsis mit einem Marienaltar (links) und einem Altar des Namenspatrons der Kirche (rechts) auslaufen.

Der Baustil einer Basilika ist seit der Antike bekannt. Er wurde für Prachtgebäude genutzt. Im Prinzip lässt sich die Bauform bis „in alle Ewigkeit“ als langgestreckter Hallenbau fortsetzen. Damit wird auch die Bauweise der frühchristlichen Kirchbauten zitiert, die als Versammlungsräume profane Bauten wie Markthallen oder Gerichtsgebäude übernahmen, nachdem das Christentum als Religionsgemeinschaft legitimiert wurde.

Wenn man nach dem Betreten der Kirche den Blick durch den Innenraum wandern lässt, dann kommt man auf die Ausgangsaussage vom „Kind seiner Zeit“ zurück. Man trifft auf eine harmonische Innenausstattung. Die Ausschmückung und die Ausstattung lassen in der romanischen Grundaussage schon die verspielten Formen des Jugendstil anklingen. Ein paar geschwungene Formen hier und Blattornamente da.

Mit der Einweihung der Kirche war die Innenausstattung mit Bänken, Beichtstühlen, Altären, aber auch mit den liturgischen Geräten wie Weihrauchfässern oder Kelchen so gut wie vollständig. Dank großzügiger Spenden der Gemeinde konnte die Kirche von der Grundsteinlegung bis zur Einweihung in knapp 2 Jahren fertiggestellt werden. Nachfolgende Generationen haben zurückhaltend in die Ausstattung der Kirche eingegriffen, so dass sie auch nach über hundert Jahren noch annähernd wie in ihrer Entstehungszeit erhalten ist.

Den Zweiten Weltkrieg überstand St. Bonifatius fast unversehrt. Kaplan Heinrich Kürten organisierte mit der Pfarrjugend eine Pfarrfeuerwehr. Dank ihres Einsatzes war St. Bonifatius eines der wenigen intakten Gotteshäuser in Köln nach dem Krieg. Nachdem der damalige Erzbischof Josef Frings am 18.02.1946 in Rom die Kardinalswürde erhalten hatte, feierte er seine erste Messe als Kardinal in unserer Kirche. St. Bonifatius war damit kurzzeitig Bischofskirche. Daran erinnert heute noch das Wappen von Kardinal Frings im Hochchor gegenüber der Sakristeitür. 

Ebenfalls im Hochchor sehen wir die Apostel Petrus (Schiff und Schlüssel), Paulus (Schwert), Johannes (Kelch), Judas Thaddäus (Wanderstab, Reisesack, Buch), Bartholomäus (Axt und Evangelium), Mathias (Bauwinkel als Patron der Bauhandwerker). Die übrigen 6 Apostel sollten ihren Platz zwischen den Fenstern des Mittelschiffs erhalten. Aber das liebe Geld war dann doch  irgendwann am Ende angelangt.

Unterhalb der Apostel steht der Hochaltar. Der Aufbau mit den bildlichen Darstellungen von Bibelstellen und dem Tabernakel kommt erst 1939 hinzu. Er ist eine Arbeit von Meister Fritz Zehgruber, der auch am Dreikönigenschrein des Doms Arbeiten ausgeführt hat. Die Darstellungen zeigen Abraham, der König Melchisedek nach einer erfolgreichen Schlacht zum Dank und Segen Brot und Wein bereitet. Melchisedek wird als Sohn Gottes gedeutet und das Opfer als Aussage auf die Eucharistie hin. Daneben bringen Abel als Hirte ein Lamm als Opfer und Kain als Ackerbauer Früchte des Feldes. Gott nimmt das Opfer des Jüngeren und Schwächeren (Abel) an. Auf der anderen Seite ist dargestellt, wie Abraham seinen Sohn Isaak im Gottesgehorsam opfern will und Gott im letzten Moment auf einen Widder zeigt, der sich mit den Hörnern im Gestrüpp verfangen hat. Alle Darstellungen weisen hin auf das allerheiligste Sakrament der Eucharistie, das Lamm Gottes, welches in der Mitte im Tabernakel aufbewahrt wird.

Auffallend sind bei den Altären (Hochaltar und die Seitenaltäre der Gottesmutter Maria, St. Bonifatius und des Heiligen Antonius) die bunten Marmorarbeiten. Es finden sich alle Farben des Marmors, wie sie in der Natur vorkommen. Zu der Zeit des  Kirchenbaus fand in Köln eine Ausstellung zu der in dieser Zeit modernen Badgestaltung statt. Damit sich die Aussteller nicht mit der schweren Ausstellungsware zurück nach Hause mühen mussten, waren die Kirchenbauer gegen eine kleine Spende gerne behilflich und konnten den Marmor so für die Ausschmückung der Kirche günstig erstehen.

Die Fenster in den Seitenschiffen erzählen die Schöpfungsgeschichte. Auf jeder Seite gibt es drei Fenster, wo ist also der siebte Tag? Der vollzieht sich jeden Sonntag eingerahmt von den 6 Fenstern in der Mitte der Kirche mit der Messfeier: am Sonntag ruht die Arbeit und wir können uns ganz Gott zuwenden und für die Schöpfung danken.

Jede Pfarrkirche muss einen Taufstein haben. Unserer steht in einer kleinen Seitenkapelle und kam erst 1922 hinzu. Der Taufbrunnen ist aus einem Block gehauen und verziert mit Christus-Symbolen, den Symbolen für Glaube, Liebe und Hoffnung. Die Fenster darüber erzählen mit Darstellungen von Fischen und Broten von der wunderbaren Brotvermehrung.

Ein Gotteshaus ist kein Museum, es ist tagtäglich in Gebrauch. Die Ausstattung bildet dabei den Rahmen für eine würdige Gottesdienstgestaltung und ist darin auch eingebunden. Damit bleibt solch ein Bau, auch wenn er schon in die Jahre gekommen ist, ein lebendiger Ort. Nicht zuletzt durch die Menschen darin, die als lebendiges Haus Gemeinschaft leben. 

Wenn Sie noch mehr über diesen besonderen Kirchort erfahren möchten, dann trauen sie sich mal im Pfarrbüro nachzufragen. Von Zeit zu Zeit bieten wir nach der Sonntagsmesse gerne eine Führung an.

Autor: Ralf Zilligen